Was bedeutet es, sich zu fokussieren?

Wer wie ich fünf Kinder hat, hat es erlebt, dass Kinder nicht ruhig sitzen, dass man das Gefühl hat irgendetwas stimmt nicht. Und dann erlebt man es, dass dieses Kind stundenlang vor dem Bildschirm sitzt. Das Kind, das keine Minute ruhig sitzen kann bleibt stundenlang dort sitzen.
Und das andere Kind, es kommt morgens, wenn es zur Schule gehen soll, nicht aus dem Bett heraus. Zwei / drei Mal muss es geweckt werden, dass es doch jetzt Zeit ist zur Schule zu gehen.
Am Samstag, das heißt bevor überhaupt die ganze Familie oder irgendjemand im Haus erwacht, ist dieses Kind schon wach. Denn jetzt darf es an den Computer, jetzt sitzt es stundenlang vor dem Bildschirm.

Warum führe ich diese beiden Beispiele an?
Meine Kinder sind ganz unkompliziert. Sie sind nicht manchmal hyperaktiv und ein anders mal „nerdig“.
Nein, sie haben ihre ganz persönlichen Wertvorstellungen und diese Wertvorstellungen helfen ihnen, dass zu tun wonach ihr Herz strebt. Sie können dann ruhig sein, sie können dann ausdauernd sein. Es kann dann sogar für sie lohnend erscheinen früher aufzustehen.
Wenn ich sie also frage: „Was ist dir wichtig?“ dann meine ich nicht, dass mir meine Kinder erzählen sollen, was mir wichtig ist, sondern dann geht es darum, was ist diesem Kind wichtig?
Diesem Kind ist in diesem Moment wichtig, zu spielen. In diesem Moment wichtig, die Zeit die es hat an diesem Tag zu nutzen.
Warum sollte es länger schlafen? Warum sollte es im Bett bleiben?
Es gibt so viel zu erleben!

Und wie ist das bei uns, bei mir und Dir?

Wo ist es bei uns, dass wir uns fragen: „Wo hast Du Deinen Fokus? Was möchtest Du da wirklich gestalten?“.

Eine wunderbare Möglichkeit der Gestaltung eröffnet sich dann, wenn wir fragen:
„Was ist uns wichtig? Was ist mir wichtig?

Sehr häufig brauchen wir einfach nur auf die Ergebnisse schauen, dass was wir tagtäglich tun oder eben auch nicht tun zeigt sehr genau, was uns wichtig ist. Oder aber, was uns nicht so wichtig ist und da kommen wir auch schon zu einem ganz, ganz wichtigen Punkt.

Wollen wir zu etwas hin?
Wollen wir etwas erleben?
Oder wollen wir etwas bleiben lassen – möchten wir etwas vermeiden?

Beides sind Veränderungen. Aber aus einer ganz unterschiedlichen Haltung heraus. Wenn wir also zu etwas wirklich, wirklich hinwollen, dann können wir auch von Herzenswünschen sprechen. Herzenswünsche sind die Wünsche, die John Strelecky in seinem Buch „Big Five for Life“ als die Dinge bezeichnet, die wir gerne erleben möchten. Die Dinge, die uns morgens aus dem Bett treiben, die uns die Extrameile gehen lassen, wie die Amerikaner es gerne ausdrücken.

Da gibt es aber auch Dinge, die tun wir nicht, obwohl wir sie als unsere Wünsche bezeichnen und immer wieder betonen wie wichtig diese Wünsche uns sind. Die Wünsche und Träume die wir zum Jahreswechsel aussprechen sind ein schönes Beispiel für diese „Kategorie“ von Wünschen.

Da möchte jemand Reden halten aber er tut nicht das, was notwendig ist, um Reden zu halten. Da möchte jemand ein Buch schreiben aber er tut nicht das, was notwendig ist, um ein Buch zu schreiben.
Kann ich jetzt sagen, dann ist es eben nicht so wichtig?
Mhh… ich wäre da vorsichtig.

In vielen Fällen geht es nicht darum, was ist ihnen wichtig? Liegt es ihnen am Herzen?
In vielen Fällen gibt es da noch ein paar Barrieren, die es erst zu überwinden gilt, die überwunden werden müssen, die man wirklich, wirklich überwinden will, bevor es zu dem Buch oder der Rede kommen kann.
Es ist nicht so, dass all die Dinge, die wir gerne möchten auch immer ganz einfach vor uns liegen und wir nur einen Schritt nach vorne zu machen brauchen, um das, was wir wollen zu erreichen.
An manchen Stellen brauchen wir etwas mehr Zeit, an manchen Stellen steht uns vielleicht sogar ein anderer Wert im Weg: Bei manchen Projekten brauche wir auch noch ein paar Zwischenschritte. Nicht an dem Buch zu arbeiten und stattdessen an der Recherche für einen Aspekt des Buches zu arbeiten, heißt nicht das Buch aus dem Blick verlieren. Nicht an dem Buch zu arbeiten und statt dessen ein paar Menschen zu treffen, die mir helfen können einen anderen Blick auf die Geschehnisse zu bekommen, heißt solange nicht das Buch aus dem Blick zu verlieren, solange ich über das Treffen mit diesen Menschen nicht mein ureigentliches Ziel aus den Augen verliere. So kann ein „Umweg“ zu einem Sprungbrett zu meinem eigentlichen Ziel werden.

Eine andere Art von Hindernissen sind Sätze und Gedanken wie: „Das tut man nicht! Das macht man nicht, oder aber, das habe ich noch nie geschafft, wie könnte ich das machen? Oder was ist, wenn ich das jetzt tue, dann hat das für Den oder Jenen folgende Folgen“.

Mütter, und Vater, können ein Lied von der Wirkung dieser Sätze singen fragt man sie nach Ihrer eigenen Kindheit!
Unternehmer können ein Lied davon singen! Wie oft unterlassen sie das, was sie gerne tun möchten aus sehr ehrenwerten und nachvollziehbaren Gründen. Sie fokussieren sich nicht.

Wenn es also heißt: „Fokussierung erleben“, dann heißt das: Inne halten. Prüfen, was mache ich da? Ist es das, was ich will?
Und dann, wenn es nicht so ist, nicht gleich hingehen und sagen dann willst du es wohl nicht, sondern „Was hält mich wohl davon ab?“.

Und da kommen wir zu dem zweiten Punkt: „Veränderung gestalten“.

„Fokussierung erleben“ heißt, mich selber wahrnehmen, achtsam mit mir umgehen.

„Veränderungen gestalten“ heißt, dass wir aus dem was wir erlebt haben die Schlüsse ziehen, die notwendig sind, damit wir hinzu oder von etwas weg letztendlich aber den direkten Weg auf unsere Herzenswünsche zugehen.

Fokussierung erleben
Veränderung gestalten

© Tilo Maria Pfefferkorn